Körper, gefühl, Vorstellung- Wie Wahrnehmung unsere Wirklichkeit formt.

Was nehme ich eigentlich wahr?

Die drei Zonen der Wahrnehmung

Wir erleben die Welt ständig durch unsere Wahrnehmung- durch das, was wir sehen, fühlen, riechen, schmecken, empfinden und denken. Doch oft läuft das automatisch ab, dass wir kaum bewusst unterscheiden: Was nehme ich wirklich war? Und was denke oder interpretiere ich nur?

In der körperzentrierten psychologischen Beratung lernen wir, unsere Wahrnehmungen bewusster zu erkennen – denn das ist der erste Schritt zu mehr innerer Klarheit, Ruhe und Selbsvertrauen.

In diesem Blog Artikel stelle ich dir die drei verschiedenen Wahrnehmungen vor.

Wenn du diese unterscheiden lernst, kannst du besser verstehen, was gerade in Dir und um dich herum passiert- und warum Du manchmal so reagierst, wie du reagierst.

 

die wahrnehmung der äusseren welt

Das ist alles, was du im jetzigen Moment mit deinen Sinnen wahrnimmst:

Was siehst du gerade? Was hörst du gerade? Gibt es einen bestimmten Geruch? Wie fühlt sich der Boden unter deinen Füssen an? Oder der Stuhl auf dem du sitzt?

Diese Wahrnehmungen helfen dir, mit deiner Umgebung in Kontakt zu sein. Sie holen dich ins Hier und jetzt zurück- vor allem dann, wenn du dich gestresst oder überfordert fühlst. Ein bewusstes Wahrnehmen der äusseren Welt kann dich also erden und beruhigen.

Übung: Die äussere Welt bewusst wahrnehmen- „5 Sinne- Check“

Ziel: Im Hier und Jetzt ankommen, den Kontakt zur Umgebung stärken.

So geht es:

Setze dich ruhig hin, oder stehe bequem, so dass du dich wohl fühlst. Nun richte deine Aufmerksamkeit nacheinander auf deine Sinne:

  • Sehen: Nenne 5 Dinge, die du gerade siehst. (Farben, Formen, Licht, Bewegung…)
  • Hören: Was hörst du? Nenne 4 Dinge Geräusche- nah und fern, laut oder leise.
  • Fühlen: Spüre 3 Dinge, die du körperlich wahrnimmst. (z.B. Kleidung auf der Haut, Sitzfläche, Luftzug)
  • Riechen: Gibt es 2 gerüche die du wahr nehmen kannst?
  • Schmecken: Was schmeckst du gerade? (z.B. KAffee, Zahnpasta, neutraler geschmack im Mund?

Wirkung: Diese Übung hilft Dir, dich zu zentrieren und dich mit deiner Umgebung zu verbinden. Besonders hilfreich bei innerer Unruhe oder Gedankenkarussel.

 

die wahrnehmung der inneren welt

Hier geht um das, was du in deinem Inneren Körper spürst:

Vielleicht nimmst du ein Kribbeln wahr, eine druck im Bauch, Wärme, Kälte oder Spannungen im Rücken. Auch angenehme Empfindungen wie Ruhe, Weite oder ein wohliges Gefühl gehören dazu.

Diese körperlichen Signale sind oft Hinweise auf deine Gefühle – manchmal sogar bevor dir deine Gefühle bewusst sind.

Wenn du lernst, diese Empfindungen wahr zu nehmen, kannst du besser verstehen, was du gerade brauchst oder was dich bewegt.

Übung: Die innere Welt spüren- „Körperreise von innen“

Ziel: Kontakt mit Körperempfindungen herstellen, Gefühle besser wahrnehmen.

So geht es:

  • Nimm eine bequeme Sitz-oder Liegeposition ein, es geht auch im Stehen. Schliesse deine Augen wenn du magst.
  • Richte deine Aufmerksamkeit nach innen. Spüre deinen Atem, ohne ihn zu verändern.
  • wandere nun langsam mit deiner Aufmerksamkeit durch deine Körper:
  • Beginne bei deine Füssen: Was spürst du? Warm, kalt eine Druck?
  • Weiter zu deinen Beinen, deinem Becken, dem Bauch, dem Rücken, den Schultern, den Armen, Händen, Nacken, Kopf…
  • Nimm wahr, ohne zu beweten. Einfach nur: „Aha, da ist Spannung“ oder „da spüre ich Wärme“

Wirkung: Die Übung fördert deine Fähigkeit, feinere Signale deines Körpers wahr zunehmen – ein wichtiger Schlüssel zur Selbstregulation.

die wahrnehmung deiner gedanken und vorstellungen

Diese dritte Zone betrifft alles, was nicht wirklich jetzt gerade passiert, sondern was du dir vorstellst oder denkst.

Zum Beispiel: „Was wenn ich anfange Sport zu machen?“, „Er hat das bestimmt absichtlich getan.“, oder „Was wenn ich mich morgen verliebe?“

Das sind Gedanken, Erinnerungen, Interpretationen oder Pläne – sie gehören zu unserem Denken und sind oft wichtig. Aber sie können uns auch verunsichern oder stressen, besonders wenn wir sie nicht als Gedanken erkennen, sondern sie für Tatsachen erkennen.

Übung: Gedanken und Vorstellungen erkennen – „Was denke ich gerade?“

Ziel: Den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Gedanken erkennen.

So geht es:

  • Setze dich still hin und atme ein paar Mal ruhig ein und aus.
  • Dann frage dich; „Was denke ich gerade?“
  • Schreibe diese Gedanken auf, die auftauchen- ungefiltert.
  • Im nächsten Schritt makiere: Was sind Tatsachen? (zum Beispiel ich sitze auf dem Sofa)
  • Was sind Gedanken oder Interprationen? (zum Beispiel ich sollte produktiver sein)

Wirkung: Diese Übung hilft dir, einen Schritt Abstand zu bekommen zu deinen Gedanken – und klarer zu unterscheiden, was wirklich ist und was du dir gerade vorstellst oder befürchtest.

 

warum das so wichtig ist?

Alle drei Zonen – die äussere Welt, deine Körperempfindungen und deine Gedanken – sind Teil deiner Wahrnehmung.

Jeder Mensch nimmt die Welt ein bisschen anders wahr.

Auch du selbst kannst die selbe Situation unterschiedlich erleben – je nachdem, wie du dich fühlst, wie dein Tag war oder was du gerade denkst.

Wenn du lernst, die verschiedenen Arten deiner Wahrnehmung zu unterscheiden, kannst du bewusster mit dir selbst umgehen und besser verstehen, was gerade in dir und um dich herum geschieht.

 

Diese drei Zonen der Wahrnehmung – das was wir aussen sehen, hören, das was wir innen spüren, und das, was wir denken oder uns vorstellen – begleitet uns in jedem Moment unseres Lebens.

Wenn wir uns die Zeit nehmen, bewusst hinzuspüren und zu unterscheiden, was tatsächlich da ist, eröffnet sich ein neuer Zugang zu unserem Leben.

Es geht nicht darum „richtig“ wahrzunehmen – sondern darum, achtsam zu entdecken, wie du die Welt im Moment erlebst.

Jeder Schritt in diese Richtung kann dir helfen, dich besser zu verstehen, klarer zu handeln und mit deinem Leben verbundener zu sein.

Wahrnehmung ist kein Ziel – sie ist ein Weg. Ein Weg zu mehr Bewusstheit, Präsenz und echter Begegnung – mit dir selbst und mit anderen.