Aeluna und der Fluss der Rückkehr

Eine Geschichte über Selbstfürsorge, Vertrauen und das Loslassen der Kontrolle.

„Aeluna und der Fluss der Rückkehr“ ist eine therapeutische Geschichte über Selbstfürsorge, Vertrauen und das Loslassen der Kontrolle.

In sanften Bildern erzählt sie von einer Frau, die alles für andere gibt – bis sie vergisst, sich selbst zu nähren. Auf ihrer Reise begegnet sie dem Fluss der Rückkehr, einem Symbol für das Leben, das trägt, wenn wir aufhören zu kämpfen.

Diese Erzählung lädt dazu ein, innezuhalten, loszulassen und sich selbst wieder zu begegnen.

Ein stiller Moment der Heilung – gesprochen und erzählt mit Herz von Pascale Staub.

 

Aeluna und der Fluss der Rückkehr 

 

Es war einmal eine Frau namens Aeluna, 

die in einem Dorf lebte, das von Bergen und Nebeln umgeben war. 

Jeden Morgen ging sie früh hinaus, um anderen zu helfen – 

sie flickte Kleider, trug Wasser, hörte zu, trocknete Tränen. 

Man sagte im Dorf: 

 „Aeluna ist Licht – sie schenkt mehr, als sie besitzt.“ 

Doch wenn die Nacht kam und das Dorf still wurde, 

saß Aeluna am Fenster, die Hände müde, das Herz leer. 

Sie hatte allen gegeben – und sich selbst vergessen. 

Eines Abends, als der Wind durch die Fensterläden flüsterte, 

sah sie draußen ein leises Glimmen, 

wie ein silberner Atem im Dunkeln. 

Neugierig trat sie hinaus – und stand plötzlich am Rand eines Waldes, 

den sie noch nie zuvor gesehen hatte. 

Der Boden leuchtete in weichem Blau, 

und ein Fluss aus Licht floss zwischen den Bäumen. 

„Komm“, flüsterte eine Stimme. 

„Ich bin der Fluss der Rückkehr. Ich trage nur, wer müde vom Geben ist.“ 

Aeluna zögerte. 

„Aber wer kümmert sich dann um die anderen, wenn ich nicht da bin?“ 

Der Fluss antwortete: 

„Wenn du dich selbst verlierst, haben sie nur noch deinen Schatten.“ 

Sie trat ans Ufer. 

Das Wasser war warm, lebendig. 

Es schmeichelte ihren Händen, als würde es sie erinnern: 

> Auch du gehörst dazu. 

Aeluna ließ sich treiben. 

Zum ersten Mal seit vielen Jahren tat sie – nichts. 

Kein Tun, kein Helfen, kein Plan. Nur Atmen. 

Und sie merkte: Das Wasser trug sie, auch ohne ihr Zutun. 

Ein leuchtendes Wesen tauchte neben ihr auf – 

halb Mensch, halb Reiher, mit silbernen Flügeln. 

„Ich bin Aven, Wächter des Flusses“, sagte es sanft. 

„Du hast lange geglaubt, Stärke sei, alles im Griff zu haben. 

Aber wahre Stärke ist, das Leben wieder fließen zu lassen.“ 

Aeluna spürte, wie Tränen aufstiegen – 

nicht vor Schmerz, sondern vor Erleichterung. 

„Ich habe immer Angst gehabt, dass alles zerfällt, wenn ich loslasse.“ 

Aven nickte. „Viele glauben das. 

Aber wenn du die Kontrolle loslässt, 

fällt nichts auseinander – es fällt zurück an seinen Platz.“ 

Sie schwammen weiter, vorbei an schimmernden Wasserlilien, 

die flüsterten wie Stimmen alter Freundinnen: 

„Ruh dich aus. Du darfst auch empfangen.“ 

Am nächsten Ufer sah Aeluna eine Reihe Fabelwesen sitzen – 

eine Wölfin, ein Kind mit Flügeln, ein alter Rabe. 

Sie sah sie an und spürte: Jeder dieser Gestalten war ein Teil von ihr. 

Die Wölfin – ihr Beschützerinstinkt. 

Das Kind – ihre Sehnsucht. 

Der Rabe – ihre Weisheit. 

Aven sagte: 

„Alle Teile deines Wesens haben lange auf dich gewartet. 

Jetzt dürfen sie zurückkehren.“ 

Aeluna setzte sich ans Ufer, 

und der Fluss floss durch sie hindurch wie durch klares Glas. 

Sie fühlte Wärme, Weite, Frieden. 

„Was soll ich tun, wenn ich zurückkehre?“ fragte sie. 

Aven lächelte: 

„Tu weniger. Und was du tust, tu es mit deinem Herzen bei dir. 

Höre auf zu retten – beginne zu lieben. 

Auch dich.“ 

Der Morgen graute, und als Aeluna erwachte, 

lag sie wieder in ihrem Bett. 

Der Fluss war fort – 

aber ihr Herz fühlte sich anders an: weit, ruhig, lebendig. 

Sie stand auf, ging ans Fenster und sah das Dorf. 

Diesmal lächelte sie nicht, weil sie musste, 

sondern weil sie konnte. 

Und als sie hinausging, 

flog ein silberner Reiher über das Tal, 

drehte eine weite Runde – 

und verschwand im Licht. 

 

💫 Selbstfürsorge bedeutet nicht, weniger zu lieben – 

sondern sich selbst in die Liebe einzuschließen.

 

Heb der Sorg.